Samstag, 24. August 2013

Das Hausriff von Budi Sun

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
(Goethe, "Erinnerung")
Jedes Resort möchte ein eigenes Hausriff  haben - Budi Sun auch. Seit 3 Jahren komme ich nun hierhin und sehe bei Niedrigwasser in 80 m Entfernung ein Riff aus dem Wasser herausragen. Immer haben  wir gedacht: "Pech gehabt, Budi Sun hat nur Felsen vor der Tür." Also sind wir weiter von Nangerhale aus zu den Tauchplätzen vor den Inseln gefahren.

Vor einigen Tagen hat unsere Neugier gesiegt, wir haben die Tauchausrüstung angezogen und sind bei Hochwasser rausgeschnorchelt, um zu sehen, was nun hinter diesem Riff liegt.
Es ist nicht ganz leicht über das Riff zu schnorcheln, bei Hochwasser liegt es nur etwa 1 m unter der Oberfläche.
Dahinter gibt es dann plötzlich immer mehr Fische, bis wir uns in einem Aquarium befanden. Gleichzeitig beginnt hier ein Slope, der bis zu einer Tiefe von 40 m runtergeht.



Der Abhang ist geprägt von Korallenbänken und Korallenfelsen die immer wieder von Sandflächen unterbrochen werden. Hier tut sich eine unberührte Unterwasserwelt auf, die vor mir wohl noch niemand betaucht hat. Es entstehen hier unten nach dem Erdbeben von 1992 wunderbare Korallenbänke, die Felsen sind gesäumt von Fächern und Gorgonien in allen nur erdenklichen Farben und Formen. Es ist atemberaubend hier hindurch zu tauchen - meine Begeisterung war riesengroß.

So einen Artenreichtum direkt vor der Haustür zu haben, mehr kann man nicht wollen - oder doch? Mir fiel auf, dass die Fische hier irgendwie zutraulicher sind als sonst, vielleicht weil sie noch nie mit Tauchern zu tun hatten? Ein Kugelfisch kam bis an mein Gesicht heran, er wollte wohl wissen wie ich aussehe und was ich bin.
Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl etwas hinter mir zu haben - dann plötzlich zog ein riesiger Fisch an mir vorbei, eine Stachelmakrele, nach Abzug der Unterwasservergrößerung wenigstens 1,5 m lang. Er blieb rund 10 Minuten bei mir, bevor er abzog und einer ausgewachsenen Grünen Meeresschildkröte Platz machte, die sich zwar kurz nach mir umdrehte, dann aber in aller Ruhe weiterfraß.
Kurz bevor ich zurück musste, drehte ich mich noch einmal um - und ich sah über der Sandfläche 4 Schwarzspitzenhaie auftauchen, die hier ihre Kreise zogen. Im Sand gibt es immer wieder Blaupunktrochen, zwischen den Felsen große Papageienfische und Fledermausfische.
Langsam musste ich nun wirklich zurück über das Riff und anschließend über die Sandfläche, bewachsen mit Seegras, überall liegen Seesterne in vielen Farben herum.
Goethe hatte recht, unser Hausriff Budi Sun ist ein Paradies für Taucher und ich hatte nur weniger als eine Stunde Zeit um es zu erkunden. Was mag dieses Paradies noch alles verbergen? Ich werde meine restliche Zeit auf Flores nutzen, das zu ergründen.

Günter


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